Am Freitag hospitierte ich von 18:00 Uhr bis 06:30 Uhr bei der 33. Einsatzhundertschaft in Berlin. Diese Hospitation war ein Querschnitt durch die Vorfälle und Themen, die gerade am Wochenende in Berlin in den Medien nachzulesen waren.

Zu Beginn hatte ich auf dem Polizeiabschnitt in Schulzendorf die Gelegenheit mit den Führungskräften der 33. Einsatzhundertschaft ins Gespräch zu kommen. Wir debattierten über viele Fragen rund um die Besoldung, politische Debatten zu Polizeieinsätzen, den politischen Extremismus, die Auswirkungen des Berliner Landes-Antidiskriminierungsgesetzes, die Ballungsraumzulage und die Nutzung der Bäderbetriebe.

Einige der aufgekommenen Fragen nehme ich mit in meine politische Arbeit und liefere die Antworten gern nach. Es ist gut, wenn es in Gesprächen wie diesem einen intensiven, kritischen und vertrauensvollen Austausch geben kann. Für mich sind die Einblicke in die tägliche Arbeit der Berliner Polizei wichtig, denn allzu oft wird im politischen Raum aus der Schreibtischperspektive heraus entschieden, ohne ein Gefühl dafür zu haben, wie die Arbeit der Polizist/innen wirklich aussieht – auf der Straße im Einsatz, vor Ort und mittendrin. Mit Verwunderung nehmen Politikerinnen und Politiker dann die Reaktionen aus der Polizeibehörde zur Kenntnis, wenn es beispielsweise um beschlossene Gesetze geht. Protokolle, Interviews oder Pressemitteilungen über die Arbeit der Berliner Polizei ersetzen nicht den eigenen Einblick vor Ort, wie beispielsweise das hautnahe Erleben eines Demonstrationsgeschehens.

Die 33. Einsatzhundertschaft fungierte in dieser Schicht als sogenannte Landeseinsatzreserve (LER). Das bedeutet, dass sie eigentlich auftragsfrei in Berlin unterwegs ist und in den örtlichen Direktionen bzw. Polizeiabschnitten aushelfen kann. So fuhren wir zunächst nach Neukölln und wurden bald mit einer unangemeldeten Fahrrad-Demo in der Hasenheide konfrontiert. Eine Gruppe von ca. 70 Personen wollte gemeinsam eine Strecke absolvieren. Die nötige Anmeldung zwecks der polizeilichen Begleitung aufgrund der hohen Teilnehmer/innen-Zahl im öffentlichen Straßenland lag jedoch nicht vor. Nach langen und vielen Diskussionen waren sich dann alle Seiten einig, dass die Demo stattdessen in kleinen Gruppen und auf dem Radweg stattfinden kann. Die Demo konnte so ohne einen Einsatz des örtlichen Polizeiabschnitts und der 33. Einsatzhundertschaft stattfinden.

Im Anschluss danach ging es mit Eile zum Maybachufer, wo eine Person erst Zeuge eines Diebstahls im Außenbereich eines Restaurants wurde und beim Versuch die bestohlene Person zu warnen schließlich noch von den Tätern angegriffen und gefährlich verletzt wurde. Die bestohlene Person konnte ihre Ausweispapiere wiedererlangen. Die Polizei kümmerte sich um die beiden Geschädigten. Die Suche nach den Tätern blieb jedoch leider erfolglos. In der warmen Jahreszeit hat sich die Bandenkriminalität auf den Diebstahl von Taschen, Portemonnaies, Handys und sonstige Wertgegenstände verlagert, die in Cafés und Restaurants oder auch Parkanlagen offen auf Tischen oder Bänken liegen und so eine leichte Beute darstellen.

Danach unterstützte die 33. Einsatzhundertschaft den Polizeiabschnitt rund um den Weinbergspark. Von dort gab es Anrufe wegen Lärmbelästigung. Der öffentliche Park zu dieser Zeit gut besucht. In der Corona-Zeit ist es wichtig, dass die Polizei Berlin immer wieder auf die Abstandsregeln hinweist und diese im Zweifel auch durchsetzt. Ja, die heißen Temperaturen locken Jung und Alt nach draußen. Schließungungen und damit einhergehende Veränderungen in der Clublandschaft verstärken die Situation zusätzlich. Der Alkohol bringt dann nicht nur Frohsinn sondern auch Leichtsinn im Hinblick auf Abstandsregeln und Ansteckungsgefahr mit sich. Bei einigen Menschen führt die Mischung aus Corona-Frust und Alkohol dann auch zu aggressivem Verhalten gegenüber den Einsatz- und Rettungskräften.

Ich war positiv überrascht, dass die Polizei Berlin mit einer ruhigen, sachlichen und freundlichen Ansprache die Mehrheit der Menschen dazu bewegen konnte, sich aus dem Park zu begeben. Das Vorgehen bindet zwar Zeit und Einsatzkräfte, aber es ist notwendig. Anders lief es leider wiederholt im Mauerpark ab. Dort wurden Polizeikräfte aus der Dunkelheit heraus mehrfach mit Flaschen beworfen.

Anschließend fuhren wir nach Neukölln, wo wir den Polizeiabschnitt bei einer Einsatzlage mit häuslicher Gewalt unterstützen sollten. Als wir ankamen, waren Rettungswagen sowie der örtliche Polizeiabschnitt vor Ort und die Situation bereits geklärt. Solche Lagen können jedoch manchmal eskalieren. Oft reicht dann ein Funkwagen allein nicht aus. Besonders wichtig ist es auch, den Opfern häuslicher Gewalt unmittelbar zu helfen und sie entsprechend zu betreuen.

Danach ging es in den Treptower Park. Hier unterstützte die 33. Einsatzhundertschaft die Direktion 6. Im Park waren zu viele und zu große Menschengruppen unterwegs. Aufgrund der Größe der Parkanlage musste die Einsatzhundertschaft bei diesem Einsatz Unterstützung leisten. Auch hier lief es weitestgehend friedlich ab. Die Einsatzkräfte sprachen die Parkbesucher freundlich und sachlich an und der Treptower Park leerte sich schließlich Stück für Stück.

Im Anschluss ging es zum Hackeschen Markt, wo sich ebenfalls zu viele Personen in der dortigen Parkanlage aufhielten. Auch hier brauchte der örtliche Polizeiabschnitt personelle Unterstützung. Es kam zu einem Angriff auf einen Polizeibeamten. Der Täter konnte jedoch gefasst werden. Interessanterweise hielten sich am Hackeschen Markt die Restaurants mit Außenbereich an die geltenden Corona-Regelungen, nicht jedoch der Imbiss sowie ein Späti, in dem sich vor allem junge Menschen niedergelassen hatten und Alkohol tranken. Hier muss nun die Gewerbeaufsicht nachfassen.

Gegen 04:30 Uhr erreichte die Beamt/innen ein Notruf, bei dem es um einen angedrohten Schusswaffengebrauch in der Nähe des Potsdamer Platzes ging. Wir sind sofort mit Eile dorthin gefahren. Der Einsatzort war ein Hotel. Aufgrund der Einsatzlage musste ich im Gruppenwagen bleiben und die Beamten rückten mit Maschinenpistolen aus. Schnell und konsequent konnte die Lage beruhigt und beendet werden. Der Täter wurde entwaffnet und die Polizei kümmerte sich um die Opfer. Die Ermittlungen wurden umgehend aufgenommen und Vernehmungen durchgeführt.

Gerade aufgrund dieses Einsatzes hat sich meine Hospitation zeitlich etwas verlängert. Dennoch bin ich froh, dass ich auch diese Einsatzlage begleiten konnte.

Mein Dank gilt den Einsatzkräften der 33. Einsatzhundertschaft für die tiefen Einblicke in ihre Arbeit und die vielen aufschlussreichen Gespräche miteinander. Das alles hilft enorm bei meiner politische Arbeit und der Einschätzung dessen, was wirklich wichtig ist für unsere Berliner Sicherheits- und auch Rettungskräfte.

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