Am 19.07.2021 absolvierte ich in der Schicht von 16 Uhr bis 4 Uhr eine Hospitation bei der 34. Einsatzhundertschaft der Polizei Berlin. Diese Einsatzbegleitung hatte für mich einen ganz besonderen Stellenwert, denn sie ist nicht nur die letzte in dieser Wahlperiode, sondern mit ihr habe ich auch alle der insgesamt 16 Einsatzhundertschaften der Direktion Einsatz begleitet. Der Polizei Berlin gilt für die Möglichkeit dieser Einblicke in die tägliche Arbeit in der Hauptstadt mein besonderer Dank. Den Beamtinnen und Beamten, die mich mit auf ihre Einsätze genommen haben und mit denen ich viele gute und offene Gespräche führen könnte, danke ich ebenfalls und möchte ihnen meinen Respekt und meine Anerkennung für ihre Arbeit zum Ausdruck bringen. Was Sie jeden Tag (und jede Nacht) für Berlin leisten, macht unsere Stadt sicher.

Dieser Blick in die Praxis ist für mich enorm wichtig, denn ich bin der Meinung: Wer im politischen Meinungs- und Gesetzgebungsprozess mitreden möchte, der sollte sehr genau wissen wovon er spricht. Mich werden die aufgeworfenen Themen selbstverständlich weiter begleiten und ich werde natürlich auch weiterhin konkrete Verbesserungsvorschläge in die Debatte einbringen.

Am Tag der Hospitation bei der 34. Einsatzhundertschaft konnten die Beamt/innen eine freie Streife fahren. Einsatzraum war hierbei das Gebiet der Direktion 5 in dem die örtlichen Polizeiabschnitte unterstützt werden sollen. Dies geschah zu Beginn, in einer Situation in der mehrere PKW auf einem Taxi-Streifen parkten. Eine Unterstützung durch die Einsatzhundertschaft war deswegen erbeten worden, weil in den Vorgang zum Teil Personen mit Clan-Bezug involviert waren. Um hier mögliche Eskalationen zu vermeiden, sicherte man sich deshalb entsprechend ab. Diese Strategie ging auf und der Einsatz konnte friedlich durchgeführt werden.

Der nächste Einsatz führte mit Eile und Sonderwegerechten zu einer Anschrift von der aus zuvor telefonisch eine suizidale Absicht angekündigt wurde. Der örtliche Abschnitt wie auch die Einsatzhundertschaft trafen zügig ein. Vor Ort wurde jedoch niemand angetroffen und es stellte sich später heraus, dass sich hier jemand einen wirklich üblen Scherz erlaubt hatte. Wenngleich solche absichtlichen Fehlalarme häufiger ausgelöst werden, wird jeder Notruf ernst genommen. Klar muss aber auch sein, dass ein solcher Missbrauch zum einen strafbar ist und zum anderen Einsatzkräfte bindet, die an anderer Stelle dringend benötigt werden.

Weil ein Transporter mehrere Fahrzeuge gestreift hatte, galt es im folgenden Einsatz den Fahrer festzustellen. Der Wagen war bereits geparkt worden, doch der Fahrer konnte durch eine gute Personenbeschreibung schnell ermittelt werden. Der alkoholisierte Mann bestätigte, den Transporter gefahren zu haben. Er wurde zur Blutentnahme in die Gefangenensammelstelle gebracht. Die beschädigten Fahrzeuge wurden die Beamt:innen aufgenommen und den Fahrer erwartet nun ein Verfahren wegen Unfallflucht.

Die Admiralbrücke über den Landwehrkanal ist bei Berliner:innen und Tourist:innen gleichmaßen bekannt und beliebt. Hier gibt es auch manchmal Live-Musik; manchmal leider etwas zu laut. So auch im nächsten Fall. Hier hatten sich Anwohner:innen beschwert und die Polizei informiert. Dem Musiker wurde mitgeteilt, dass er mit seinen Darbietungen zum Ende kommen und die Brücke verlassen müsse, um die Nachtruhe einzuhalten. Vor Ort stießen Anwohner hinzu, welche die Baemt:innen auf das regelmäßige Problem mit ruhestörendem Lärm auf der Brücke aufmerksam machten. Auch der Polizei ist die Situation bekannt und sie ist daher regelmäßig vor Ort.

Am „Kotti“ musste die Einsatzhundertschaft die Arbeit des Ordnungsamtes ergänzen, weil hier einige Fahrzeuge widerrechtlich abgestellt worden waren. Ein bekanntes und ärgerliches Problem in Berlin, zum Teil aber auch gefährlich, wenn sich beispielsweise der Verkehr staut weil es für die Busse der BVG kein Durchkommen mehr gibt. Die Ausreden sind hierbei tatsächlich häufig identisch: Man wollte nur kurz in den Laden, Brötchen oder einen Imbiss holen. Leider macht es das Wildparken nicht weniger ärgerlich oder gefährlich.

Der Admiralbrücken-Musiker war auch Hauptakteur des nächsten Einsatzes. Zwar hatte er seinen alten Standort verlassen, spielte aber nun auf einer anderen Brücke. Auch hier erhielt er ein Verbot und diesmal wurde die Ansage mit dem Hinweis verbunden, dass seine Musikanlage beim nächsten Mal eingezogen würde.

Mit Eile ging es im nächsten Einsatz zu einer Fahrzeugkontrolle. Hier benötigte ein Funkwagen Unterstützung bei der Überprüfung eines Fahrzeugführers mit Clan-Bezug. Dieser zeigte sich unkooperativ Ein Urintest fiel positiv aus, sodass der Mann zur Blutentnahme musste. Während des Einsatzes fuhren auch Familienangehörige im Auto an dem Geschehen vorbei, jedoch blieb es friedlich. Die aggressive Haltung des Fahrers löste sich ebenfalls, nachdem er in den Funkwagen gesetzt worden war.

Beim nächsten Einsatz wurden in einem Fahrzeug wurden Drogen in einer derartigen Menge festgestellt, das angenommen werden musste, dass es sich hierbei die Ware eines professionellen Händlers handelt. Daher erfolgte eine Durchsuchung in der Wohnung der Familie des Verdächtigen. Die anwesenden Verwandten waren von dem Vorwurf und der durchgeführten Suche mittels Drogenspürhunden sehr überrascht. Für mich war es im Zuge der Hospitationen das zweite Mal, dass ich eine solche Durchsuchung begleiten konnte. Ein Drogenversteck konnte in der Wohnung nicht ermittelt werden, jedoch muss man davon ausgehen, dass es eine sogenannte „Bunkerwohnung“ gibt, in der die Betäubungsmittel gelagert und bei Bedarf abgeholt werden. Ebenso liegt der Verdacht nahe, dass es sich aufgrund der im Fahrzeug festgestellten Menge, um ein professionelles Geschäft mit einem entsprechenden Netzwerk handelt.

Auf der Warschauer Brücke wurde laute Musik gespielt, weshalb die Einsatzhundertschaft dorthin zu ihrem nächsten Einsatz ausrückte. Vor Ort berichtete eine anwesende Person, dass sie kurz zuvor mit einem Messer bedroht worden sei. Der mutmaßliche Täte konnte schnell festgestellt und die Waffe eingezogen werden. Im weiteren Verlauf sprachen zwei Passanten die Einsatzkräfte an und übergaben eine Brieftasche, die sie auf der Straße gefunden hatten. Der Besitzer, ein Schwede, darf sich freuen, dass es in Berlin auch ehrliche Finder gibt und er sein Geld und wichtige Dokumente bald zurückerhalten wird.

Auch diese Hospitation zeigte einmal mehr die Vielfältigkeit der Einsatzlagen der Polizei in Berlin. Natürlich ist das nur ein Auszug aus dem Arbeitsalltag, aber er zeigt anschaulich die Schwerpunkte der täglichen Arbeit auf. Zahlreiche Gespräche, die ich bei den insgesamt 16 Hospitationen bei den Einsatzhundertschaften geführt habe, zeigen mir, dass die Landespolitik bei ihren Entscheidungen stets ganz dicht an der Praxis sein muss. Das betrifft vor allem Investitionen in die Ausstattung und die Liegenschaften. Auch Übungen im Hinblick auf besondere Einsatzlagen und Terroranschläge sind wichtig und nötig.

Ich danke den Beamtinnen und Beamten der 34. Einsatzhundertschaft sehr herzlich für die Möglichkeit sie begleiten zu dürfen. Sie leisten eine hervorragende Arbeit. Passen Sie gut auf sich auf und vor allem: Bleiben Sie gesund.

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