Am Sonntag begleitete ich die Polizei Berlin bei einem Risikospiel zwischen dem 1. FC Union und Dynamo Dresden in Köpenick. Ich wollte mir einen Einblick verschaffen, wie die Vorbereitungen und der Ablauf eines Risikospiels für unsere Polizei im Detail aussehen. Zunächst kam ich in der Direktion 6 an und ließ mir das Lagezentrum und den Stab für diesen temporären Einsatz zeigen. Ich war erstaunt, wie viele Beamte an einem solchen Tag im Einsatz waren um eine Lage zu bewerten und Handlungen anzuweisen.
Natürlich wurde der Einsatz gemeinsam mit der Bundespolizei im Vorfeld geplant, aber auch die Vereine selbst spielen bei der Planung eine große Rolle. In Absprache mit ihnen wird zum Beispiel der sogenannte „Fanmarsch“ festgelegt.

Nach aller Planung und Theorie folgte schließlich die praktische Umsetzung. Ein Problem dabei war, dass unter den über 2.600 Fans aus Dresden auch Hooligans und Personen der Kategorien „B“ und „C“ dabei waren. Bei der Kategorie „B“ handelt es sich im gewaltbereite/-geneigte Fans, bei der Kategorie „C“ konkret um gewaltsuchende Fans.

Da genau diese Fanlager (sowohl bei Union wie auch bei Dynamo) klar getrennt werden mussten, hatte man insgesamt sechs Einsatzhundertschaften zuzüglich der Kräfte der Bundespolizei sowie die Alarmhundertschaft aus der Direktion 6 an diesem Spieltag in den Einsatz eingebunden. Der hohe personelle Aufwand ist allerdings gerechtfertigt, wenn man das Gewaltpotential dieser Lage bedenkt.

Nach einer kurzen Lageeinweisung ging es in den Einsatzraum zum S-Bahnhof Spindlersfeld. Hier begleitete ich konkret die 14. Einsatzhundertschaft. Am Bahnhof kamen wie abgesprochen die Fans aus Dresden an. Andere reisten mit Bussen oder PKW an. Die Bundespolizei begleitete die Gruppen ab Schöneweide. Nachdem zwei S-Bahnzüge eingetroffen waren, setzte sich der Fanmarsch in Bewegung. Die Einsatzhundertschaften liefen bis zum Stadion mit. Vor dem Marsch, seitlich und dahinter. Dies alles lief friedlich ab. Im Stadion fanden die Fans aus Dresden ihren Platz dann im Gästeblock. Überraschend war für mich, dass Union in Eigenverantwortung die Sicherheit im Stadion gewährleistete.

Vor Ort verfügen die Einsatzkräfte der Polizei über eine Wache und darüber hinaus auch über ein weiteres kleines Lagezentrum. Dort können unter anderem im Stadion begangene Straf- und Gewalttaten per Video aufgezeichnet und ausgewertet werden. Der Zugriff auf straffällige bzw. tatverdächtige Personen erfolgt dann in der Regel nach dem Spiel. Die kleine Polizeiwache verfügt außerdem über Zellentrakte und einen Bereich für die Blutentnahme sowie die Feststellung der Verwahrfähigkeit. Ich hatte auch die Gelegenheit mich ausführlich mit einer Oberärztin zu unterhalten, die an diesem Nachmittag dort ihren Bereitschaftsdienst hatte.
Kurz vor Spielende nahmen die Einsatzhundertschaften wieder ihre Positionen ein. Die Einsatzkräfte achteten nun besonders auf die Fans der Kategorien „B“ und „C“ und errichteten Sperrriegel um Auseinandersetzung zu verhindern. Fans und Familien, welche nicht diesen Fangruppen zugeordnet wurden, konnten ihre Abfahrtspunkte zügig erreichen und abreisen.

Nachdem die Gruppe der Fans der Kategorien „B“ und „C“ komplett war, ging es für sie unter Begleitung der Polizei den gleichen Weg zum Bahnhof zurück. Zusätzlich gab es einen Raumschutz, um mögliche Auseinandersetzungen bereits im Vorfeld zu unterbinden. Zivilkräfte und Beamtinnen und Beamten der Fachdienststellen der Polizei waren ebenfalls vor Ort. Bis auf drei Zugriffe, bei denen Personen in Gewahrsam genommen werden mussten, war es ein friedliches Bundesligaspiel und auch der Rückweg der Fans gestaltete sich soweit friedlich. Die Einsatzkräfte wurden während des Spiels vor Ort mit warmen Getränken und Suppe versorgt.
Während der Hospitation konnte viele Gespräche führen und war überrascht, wie intensiv dieser Einsatz für die Kräfte in der Vorbereitung, Durchführung und sicherlich auch in der Nachbereitung und Auswertung war. Meine Auffassung, dass sich gerade der Profi-Sport finanziell an den Kosten der Einsatzplanung und –durchführung für ein solches Spiels beteiligen sollte, wurde einmal mehr bestärkt. Ein Risikospiel ist immer etwas Besonderes. Erfreulicherweise lief es ruhig und friedlich ab – insbesondere auch wegen der guten Begleitung durch die Einsatzkräfte. Daher gilt mein besonderer Dank der Polizei Berlin für diese Erfahrung und die Einblicke in ihre wertvolle Arbeit für unsere Sicherheit.

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