Am 04.06.2021 hospitierte ich im Abschnitt 35der Polizei Berlin. In der Schicht von 12:00 Uhr bis 20:00 Uhr konnte ich einmal mehr Einblicke in die tägliche Arbeit der Polizei Berlin erlangen.

Während der Hospitation konnte ich verschiedene Einsatzlagen und damit eine interessante Mischung aus dem Polizeialltag miterleben. Zunächst rückte die Streife zu einem Einsatz aus, bei dem ein PKW bei einem Überholmanöver einen BVG-Bus gestreift hatte. Zum Glück wurde niemand verletzt und an den Fahrzeugen entstanden nur kleine Schäden. Im weiteren Verlauf fuhren wir mit Eile und mit Sonderrechten zu einem Wohnheim, aus dem eine Bedrohung mit einem Messer gemeldet wurde. Vor Ort entspannte sich die Situation glücklicherweise recht bald, sodass sich die Beamt:innen einigen falsch parkenden Fahrzeugen widmeten. Ja, die Parkplätze sind knapp in Berlin, aber bisweilen ist es wirklich unerträglich, wie rücksichtslos und egoistisch geparkt wird. Andere Verkehrsteilnehmer werden gefährdet, der ÖPNV und Rettungs- sowie Einsatzkräfte werden an der Weiterfahrt gehindert.

Der nächste Einsatz führte mit Eile zur Insel der Jugend nach Alt-Treptow. Dort sprangen Jugendliche von der Abteibrücke in die Spree. Das ist verboten und zwar aus gutem Grund: Die Wassertiefe beträgt dort nur etwa zwei Meter und die Gefahr, sich durch einen Sprung lebensbedrohliche Verletzungen zuzuziehen ist enorm. Hier wären entsprechende Hinweise und Beschilderung durch das Bezirksamt eine sinnvolle Idee.

Im weiteren Verlauf wurde die Streife wegen eines Brandalarms in ein Gewerbegebiet gerufen. Kurz nach uns erreichte auch die Feuerwehr aus Treptow den Einsatzort. Die Abklärung vor Ort ergab einen Fehlalarm welcher vermutlich durch einen technischen Defekt der Anlage ausgelöst wurde.

Als nächstes wurde um Unterstützung für eine Person gebeten, welche häusliche Gewalt erfahren hatte. Sie sollte in eine Wohnung begleitet werden, um zu überprüfen, ob sich eine weitere (womöglich tatverdächtige) Person in den Räumlichkeiten aufhält. Auch dieser Einsatz verlief zum Glück friedlich.

Während einer Schicht im Abschnitt 35 wird derzeit immer auch die Arena Treptow angefahren. Dort befindet sich eines der größten Impfzentren Berlin, welchen ebenfalls durch die Polizei Berlin geschützt wird.

Der letzte Einsatz der Schicht führte in eine Wohnung, in der am Vormittag eine Leiche aufgefunden wurde. Hier musste ein Bereitschaftsarzt zunächst den Tod feststellen. Darüber hinaus mussten erste Einschätzungen getroffen werden, ob hier eine natürliche oder eine unklare Todesursache vorliegt. Beim Öffnen der versiegelten Wohnungstür konnten wir trotz unserer FFP2-Masken einen intensiven Verwesungsgeruch wahrnehmen. Die aufgefundene Person musste bereits eine Weile in der Wohnung gelegen haben. Da die Todesursache nicht eindeutig war, wurde das K1 der Direktion 3 angefordert. Meinen größten Respekt vor den Beamt:innen der Krip, welche sich die Verstorbenen wirklich sehr genau anschauen und hier eine wichtige Ermittlungsarbeit leisten.

Durch persönliche Gespräche (wie zum Beispiel bei meinen Hospitationen) sowie die regelmäßige Abfrage der polizeilichen Controlling-Berichte ist mir durchaus bewusst, dass die Arbeitsbelastung der Beamt:innen die Achillesferse der Behörde ist. Die anlaufenden Überstunden sind hierfür ein deutlicher Indikator.

Die Corona-Pandemie hat dieses Problem dynamisiert und die Alarmhundertschaften müssen die Polizeiabschnitte unterstützen. Diese Erkenntnisse sind nicht neu, aber es ist ein wenig Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Auch im Hinblick auf die Liegenschaften, habe ich in Gesprächen mit der Polizeiführung bereits mehrfach deutlich gemacht, dass es hier eines Masterplans bedarf. Mut zu Abriss und Neubau muss hier vor dem Impuls hin zu teurem Sanieren stehen. Es bedarf mehr Courage, Projekte über mehr als eine Wahlperiode zu denken. Positive Veränderungen wie die Behebung des Beförderungsstaus sowie Inventionen in die Standorte kommen an, aber sie dürfen nicht im zaghaften Schneckentempo geschehen.

Mein Dank gilt meiner Funkwagenbesatzung für diese intensiven Einblicke und natürlich den Gesprächen im Rahmen der Hospitation auf dem Abschnitt 35. Es bleibt – auch politisch – noch viel zu tun. Ich bin dankbar, dass es trotz der großen alltäglichen Belastung noch so viel Motivation für diesen besonderen Beruf gibt. Allen Einsatzkräften hierfür herzlichen Dank.

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