Von Freitag, den 19.10. auf Samstag, den 20.10.2018 hospitierte ich in der Zeit von 19 Uhr bis 4 Uhr früh bei der 23. Einsatzhundertschaft (EHu) der Polizei Berlin. Bevor es in den Einsatzraum ging, konnte ich u.a. mit dem Hundertschaftsführer sprechen. Die räumliche Situation auf dieser Polizeiliegenschaft macht einen sprachlos. Jahrelang wurde hier kaum etwas investiert. Die Kaserne eignet sich eher für einen historischen Film, als für die Arbeit von Polizei und Feuerwehr. Die Investitionsvorhaben wurden über die Jahre hinweg gestreckt, aber das macht aus meiner Sicht wenig Sinn, wenn es am Ende nur der bauliche Unterhaltung zum Erhalt der Substanz dient, jedoch keine wirkliche Modernisierung der denkmalgeschützten Gebäude stattfindet. Gleiches gilt für den Sanitärbereich.

Nach einer kurzen Einführung in die Aufgabenbereiche einer Hundertschaft, fuhren wir in die Direktion 6 zum Polizeiabschnitt 66. Auf dem Weg dorthin mussten wir auf der Stadtautobahn anhalten, weil ein PKW auf der Fahrbahn stand. Der Grund hierfür war bemerkenswert: Der Reifendruck war nicht in Ordnung und deshalb hielt der Fahrer den Wagen einfach an. Nachdem die Beamten die Situation klären konnten, fuhren wir weiter. Die Direktion 6 und der A66 hatten die 23. EHu für einen Einsatz zur Bekämpfung der Jugendgruppengewalt angefordert. Für die 23. EHu bedeutete dies, dass sie in der Zeit von 20 Uhr bis 2:00 Uhr vor Ort streifte und aktiv auf anwesende Jugendgruppen zuging. Teilweise gab es dabei eine sogenannte „Nulllage“, in der nichts weiter geschah, nicht zuletzt, weil der Tag sowie die Uhrzeit und auch die Temperaturen nicht zum Verweilen in Parks und Grünanlagen einluden.

Dennoch leistete die 23. EHu Unterstützung für den Abschnitt 66 bei der Bewältigung seiner Aufgaben. Ich konnte an diesem Abend im sogenannten Bearbeiterwagen mitfahren. Dabei handelt es sich um ein Fahrzeug mit Baujahr 1998, welches sehr veraltet und reparaturanfällig ist. Anders ausgedrückt: Der Wagen ist schrottreif. Das „neueste Feature“ am bzw. im Fahrzeug waren, die Steckdosen zum Laden der Akkus verschiedener Gerätschaften. Das ist nicht bescheiden, das ist ein untragbarer Zustand. Für mich ist klar, dass ich als Abgeordneter weiterhin auch genau auf solche Details achten werde und im Blick behalten werde, was bei der Dir Einsatz für den kommenden Doppelhaushalt angemeldet wird.

Nachdem wir im Abschnitt 66 ankamen, kam ich mit drei Beamten ins Gespräch. Wir fuhren im Anschluss zum Schlossplatz, weil es dort in einer Tram und später in einem Bus zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Fahrgästen und dem Fahrer gekommen war. Dass gleich zwei Gruppenwagen der Polizei vor Ort waren, dürfte die Beteiligten überrascht haben. Eine Person, welche sich zuvor beleidigend geäußert hatte, konnte flüchten und in der Aufnahme des Geschehenen stand es Aussage gegen Aussage.

Einer der Betroffene „schmückte“ seine Aussagen fortwährend mit Formulierungen wie „Herr Adolf“ und war deutlich alkoholisiert. Auch in der Polizeidatenbank POLIKS war der Mann kein Unbekannter. Im Anschluss daran wollten wir weiter streifen, aber in der Nähe des S-Bahnhofes Spindlersfeld riefen zwei Männer den Beamten „Bastarde von Bullen“ zu, worauf auch diese diese Personen überprüft und die Personalien festgestellt wurden. Darüber hinaus erhielten beide eine entsprechende Anzeige. Die Situation gestaltete sich ähnlich wie beim Einsatz zuvor: Beide Personen waren alkoholisiert polizeibekannt und hatten ebenfalls Einträge im POLIKS-System.

Wir fuhren zum 1. FC Union und zum Bahnhof Schöneweide. Wir unterstützten den Abschnitt 66 außerdem bei einem Notruf, in Bezug auf eine mutmaßliche Schlägerei. Nachdem der Auftrag für die Direktion 6 beendet war, wechselten wir in die Direktion 5 zum Abschnitt 51. Auch dort war es ruhig und es gab keine besonderen Einsatzlagen. Für das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger ist es jedoch dennoch wichtig, dass eine Einsatzhundertschaft in Köpenick unterwegs war. Teilweise hat es mich erschrocken, wie die Menschen den Polizeibeamten gegenüber auftreten und der festen Überzeugung sind, über dem Recht zu stehen. Die Frauen und Männer in der Berliner Polizei leisten einen unschätzbaren Beitrag für unsere Demokratie und die Durchsetzung des Rechtsstaates – Tag und Nacht. Bei Regen und Sonnenschein. Manchmal erträgt man diesen Job nur mit Humor und positiven Eindrücken, die es zum Glück auch gibt. Die Wertschätzung auf allen Ebenen ist der eigentliche Kitt für ihre Arbeit. Eine ordentliche Ausstattung und genügend Personal gehören ebenfalls dazu. Daran wird gearbeitet, auch wenn etliche Jahre verloren wurden. Ich bin dankbar für die Eindrücke und vor allem die Motivation der Beamten.

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