Am 11.05.2018 hospitierte ich bei der 12. Einsatzhundertschaft (EHu) der Polizei Berlin​. Zu Beginn hatte ich die Chance, mich der 12. EHu kurz vorzustellen und zu erläutern, warum mir die Begleitung solcher Dienste und Schichten ein besonderes Anliegen ist. Manch einer war überrascht, viele freute sich aber an dem politischen Interesse an ihrer Arbeit. Meine Meinung hierzu ist klar: Ohne den praktischen Einblick in die Arbeit der Berliner Polizei fehlt die Empathie für die innere Sicherheit in unserer Stadt.

Nachdem Antreten durfte ich der Einsatzlagebesprechung beiwohnen. Die 12. EHu war in dieser Schicht die sogenannte Landeseinsatzreserve. Ihre Schwerpunkt-Orte waren dabei die Bezirke Mitte, Friedrichshain und Neukölln. Gleichzeitig hospitierte in dieser Schicht ein Referendar der Staatsanwaltschaf Berlint. Natürlich kamen wir ins Gespräch und tauschten uns unter anderen über die derzeitige Situation (Personal, Ausstattung, Besoldung, Polizeistrukturreform etc.) im Arbeitsalltag der Polizei aus. Wir waren uns einigen, dass sich viele Dinge, die politisch gut gedacht und gewollte sind, in der Umsetzung oftmals schwierig gestalten. Ich bleibe bei meiner Überzeugung, dass die Polizeibehörde und ihre Führung in der Vergangenheit viele Baustellen kaum bewältigt hat, weil verschiedene Führungseliten ihr eigenes Spiel gespielt haben.

Dabei lag es nicht einmal am Geld, sondern vielmehr an der individuellen Führungsverantwortung. Der Abstand zwischen der Führung und der Basis ist teilweise bezeichnend und lässt sich durch die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung von 2016 ablesen. Dennoch leisten die Polizeivollzugskräfte eine enorme Arbeit in und für diese Stadt. Das verlorengegangene Vertrauen in die Politik und die Behördenspitze lässt sich dennoch nur langsam zurückgewinnen.

Die Zahl der Neueinstellungen sind erfreulich, wenn aber weiterhin Personal fehlt und in einer Hundertschaft nur 110 statt 125 Stellen besetzt sind, dann läuft etwas gewaltig schief.

Nach einem intensiven Meinungsaustausch ging es dann mit dem 3. Zug der 12. EHu in den Einsatzraum von Neukölln. Zunächst sollten wir als Unterstützung der Funkwagen zu einer Gewaltandrohung mit möglicher Schusswaffe kommen. Da genügend Einsatzkräfte vor Ort waren, fuhren wir weiter. Danach wurden wir zu einem Wohnhaus gerufen in dem Personen randalierten. Diese sollte gesucht werden. Auch hier wurden die Funkwagen durch die Einsatzhundertschaft unterstützt. Im Anschluss wurden wir zu einer Wohnung gerufen, in der häusliche Gewalt gemeldet wurde. Dort wurden drei Personen angetroffen, bei denen mutmaßlich Alkohol und andere Substanzen eine Rolle spielten. Zwei Funkwagen waren vor Ort und übernahmen den Sachverhalt. Die Mieter im Haus schienen genervt von den Bewohnern zu sein. Möglicherweise war es in jüngster Zeit nicht der erste Polizeieinsatz im Haus.

Im Anschluss streiften wir und kontrollierten schließlich einen großen Lieferwagen. Weitere Verkehrskontrollen folgten. Bei einer Kontrolle lag ein sogenannter Vorführbefehl gegen den Fahrer vor. Der junge Mann wirkte unauffällig, aber seine Einträge sprachen eine gänzlich andere Sprache. Er wurde mit auf den Abschnitt 54 genommen und konnte dort seine offene Rechnung begleichen.

Wir wurden danach zu einem mutmaßlichen Wohnungseinbruch gerufen. Es wurde beaobachtet, wie eine Person an einer Regenrinne die Hauswand hochkletterte und in ein Fenster einstieg. Funkwagen und die 12. EHu waren zügig vor Ort. Aus der betreffenden Wohnung schaute plötzlich eine Dame aus dem Fenster und meinte es sei alles in Ordnung, denn der Mann sei ihr Schwager gewesen. Der Sachverhalt wurde an den zuständigen Polizeiabschnitt durchgegeben und die Beamten erfuhren, dass die Familie bereits bekannt sei. Ob dies auch auf unkonventielles Betreten in Wohnungen der Familie zutrifft, konnte hingegen nicht ermittelt werden.

Wir fuhren weiter. Als ein PKW beim Einparken scheiterte und neben uns auch noch ein anderes Fahrzeug streifte, mussten wir aussteigen und die Beamten kontrollierten den Fahrzeugführer. Er gab zu, dass er nach einem Streit mit der Mutter getrunken hatte. Der Unfall und die Alkoholfahrt wurden aufgenommen. Er musste seinen Wagen stehen lassen und wurde zur Gefangenensammelstelle am Tempelhofer Damm gebracht. Dort musste er einen Bluttest machen und konnte nach der erkennungsdienstlichen Behandlung wieder nach Hause gehen.

Im Verlauf der weiteren Streifenfahrt sahen an einem Laden die Einbruchslampe brennen. Wir stiegen aus und die EHu suchte den Eingang sowie den Hinterhof ab. Einbruchsspuren konnten nicht ermittelt werden und wahrscheinlich war es ein Fehlalarm. Dennoch wurde der Hinweis bei der Einsatzleitzentrale der Polizei (ELZ) hinterlegt.

Nach fast 12 Stunden ging meine Hospitation zu Ende. Es gab noch ein Abschlussgespräch mit dem Hundertschaftsführer sowie dem Zugführer. Mein Dank gilt den Beamt/innen für diesen authentischen Einblick in ihre Arbeit. Auch wenn es in dieser Schicht etwas ruhiger war, ist die Arbeitsbelastung in diesem Bereich hoch. Die Themen Schichtdienst und Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind ein wichtiger Punkt. Dauerhaft ist diese Arbeitsbelastung sicherlich nicht gesundheitsförderlich. Gerade nach schwerwiegenden Einsätzen kann man nicht einfach Abschalten.
Meine Hochachtung und Dank für diese Arbeit und Ihren unermütlichen EInsatz für die Sicherheit in unserer Stadt.

Entdecke mehr von Tom Schreiber (SPD)

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen