Von Freitag auf Samstag hospitierte ich in einer 24-Stunden-Schicht bei der Berliner Feuerwehr. Ab 7 Uhr am Freitagmorgen war ich vor Ort und führte ein längeres Gespräch mit dem stellvertretenden. Wehrleiter. Im Anschluss daran wurde mir die zweitälteste Wache Berlins gezeigt. Derzeit werden dort Gerüste aufgestellt, weil sich am Dach und der Fassade Steine und Ziegel lösen. Ich bekam einen tiefen Einblick in den Fahrzeugpark der Feuerwehr. Nach dem Rundgang lernte ich die Feuerwehrkräfte kennen, welche an diesem Tag ihre 12 bzw. auch 24-Schichten durchführten. Ich wurde einem RTW zugeteilt und war dann 12 Stunden mit der Besatzung unterwegs. Bevor es losging konnte ich mir eine Atemschutzübung in der Fahrzeughalle anschauen.

Zu seinem ersten Einsatz des Tages wurde der RTW in ein Fitness-Studio gerufen, weil dort eine ältere Dame beim Sport gestürzt war und sich dabei den Arm gebrochen hatte. Sie wurde von den Einsatzkräften beruhigt und mit dem RTW in die Rettungsstelle gefahren. Dann ging es weiter und wir fuhren zu einem Imbiss. Dort hatte sich ein Mitarbeiter bei der Zubereitung der Speisen mit einem Messer starke Schnittwunden zugezogen. Auch er wurde in eine Rettungsstelle gebracht. Weil in Köpenick und Treptow keine RTW zur Verfügung standen, mussten wir im Anschluss mit Sonderrechten von Schöneberg zu einem Seniorenheim nach Köpenick. Dort hatte ein Bewohner einen Zuckerschock erlitten. Kurz bevor wir dort ankamen, wurde der Auftrag zurückgezogen, weil zwischenzeitlich ein Notarzt eintraf.

Zurück in Schöneberg wurde der RTW zu einer Frauenarztpraxis gerufen. Bei einer werdenden Mutter hatten starke Blutungen eingesetzt und sie sollte ins Krankenhaus gebracht werden. Die Hebamme war bereits informiert und die Wehen hatten eingesetzt. Es wurde schnell deutlich, dass die Frau nicht mehr transportiert werden kann. Das Team der Praxis kümmerte sich intensiv und wir standen ebenfalls bereit. Gerade rechtzeitig traf die Hebamme ein wenige Minuten später hörten wir die Schreie des Neugeborenen. Das war ein wirklich einmaliges und besonderes Erlebnis und ich möchte den frischgebackenen Eltern auch an dieser Stelle sehr herzlich gratulieren.

Der nächste Einsatz führte uns zu einem Hochhaus. Dort saß eine Person in einem Fahrstuhl festsaß und über Atemnot klagte, Der Auftrag wurde jedoch abgebrochen, da zwischenzeitlich genügend Einsatzkräfte vor Ort eingetroffen waren.

Im Anschluss wurden wir in eine Wohnung gerufen, in der eine ältere Dame von Angehörigen auf dem Boden liegend aufgefunden wurde. Sie war wohl leicht dehydriert und ihr Ehemann, der sonst auch ein Auge auf sie hat, liegt derzeit im Krankenhaus. Sie war ansprechbar und wurde ebenfalls in die Klinik gebracht.

Nach diesem Einsatz waren meine ersten 12 Stunden der Hospitation und auf dem RTW beendet. In der Wache gab es dann Abendbrot und ich bekam in der Fahrzeughalle meine Brandschutzbekleidung zugeteilt. In dieser Zeit hatte noch einmal die Gelegenheit mit den Feuerwehrleuten ins Gespräch zu kommen. Fragen und Anregungen nehme ich selbstverständlich mit in die politische Arbeit.

Der erste Einsatz mit der Feuerwehr führte und zu einem Wohnungsbrand. Dort stand ein Fenster offen und die Nachbarn meldeten Brandgeruch. Zwei Züge der Feuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr sowie die Polizei waren vor Ort. Nach Rücksprache mit den Nachbarn und dem Ausleuchten der Fenster wurde entschieden, die Wohnungstür zu öffnen. Mit einer Ramme wurde die Tür so geöffnet, dass die Kassette der Tür offen war und die Feuerwehr hineinkonnte. Auf dem Herd stand ein gefüllter Topf und der Herd war eingeschlatet. In der Wohnung selbst hielten sich keine Personen auf. Nach Löschmaßnahmen der Der Feuerwehr wurde die Wohnungstür durch die Polizei gesichert. Später sollte die Tür von einem Tischler verschlossen werden.

Zurück in der Wache traf ich die Mitglieder der Freiwillige Feuerwehr Berlin​. An diesem Abend war in der Wache die FF Schöneberg im Einsatz. Ich ließ mir die Räumlichkeiten zeigen und wir sprachen über Hürden, welche die FF in ihrem Alltag zu meistern hat. (u.a. mit der BIM)

Im Anschluss erhielt die FF einen Auftrag. Es ging zu einer älteren Dame, welche einen Schaden an einem Heizkörper meldete. Dieser tropfte massiv. Sie war sehr aufgeregt und teilte uns mit, dass der Vermieter nicht helfen würde. Die Einsatzkräfte konnten der Dame helfen und sprachen noch in der Nacht mit ihrem Betreuer und riefen auch die Hausverwaltung an um dem verständlichen Anliegen Nachdruck zu verleihen.

Zurück in der Wache hatten wir etwas Zeit bevor wir zu einem mutmaßlichen Brand in einem Hotel gerufen wurden. Ausgelöst wurde der Alarm durch einen Brandmelder. Vor Ort stellte sich die Lage zum Glück etwas anders dar: Kein Brand, sondern vermutlich ein technischer Defekt war die Ursache für den Alarm. Zwischen 2:30 und 6:00 Uhr gab es keinen weiteren Alarm und die Einsatzkräfte konnten etwas ruhen. An einem festen Schlaf war dennoch nicht zu denken, da der Pieper jederzeit hätte losgehen können. Um 6:30 Uhr fand die Übergabe an die Kolleg/innen der Frühschicht statt und von 7 Uhr bis 8 Uhr hatte ich noch Gelegenheit mit dem Wehrleiter über meine Eindrücke der Nacht zu sprechen.

Nach 25 Stunden beendete ich meine Hospitation mit vielen Eindrücken und Informationen, zahlreichen Gesprächen und ohne Schlaf. Ich bin sehr dankbar für diese tiefen Einblicke. Gerade auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit der Berufsfeuerwehr mit der Freiwilligen Feuerwehr.

Als Themen nehme ich vor allem die Stichworte Besoldung aber auch die berufliche Perspektive als Sanitäter mit. Leider lassen auch die Ausstattung in einigen Bereich und die Sanierungen der BIM im Bereich der Sanitäranlagen zu wünschen übrig. Trotz dieser Umstände bleiben die Einsatz- und Rettungskräfte motiviert. Die Traumatisierung durch Einsätze (z.B. am Breitscheidplatz oder durch eine leblose Person im S-Bahn-Tunnel) muss weiterhin im Fokus der Aufarbeitung und Betreuung der Kräfte stehen.

Ich danke Ihnen und Euch für Euren tollen und unermüdlichen Einsatz für Berlin und seine Menschen.

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